Größer als Verlangen (Golden Dynasty, Teil 1)

Größer als Verlangen (Golden Dynasty, Teil 1)

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Größer als Verlangen (Golden Dynasty, Teil 1)

eBookGerman-language Edition (German-language Edition)

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Overview

Eine Familie, aufgebaut auf Sünden und Skandalen. Julia ist fassungslos, dass dieser berüchtigte Clan sie als Krankenschwester engagiert hat. Aber noch mehr schockiert sie, dass sie einen der Brüder bereits persönlich kennt. Sehr persönlich. Mit Lucian, dem jüngsten und wildesten Spross der Familie, hatte sie erst gestern eine heiße Nacht. Und er könnte ihr gefährlicher werden als alle Intrigen und dunklen Geheimnisse, in deren Strudel sie hinter den Toren des prächtigen Anwesens gerät …

»Das richtige Buch für alle, die stimmungsvolles Drama, gefährliche Familiengeheimnisse und sinnliche Liebesromane lieben.«
Romantic Times Book Reviews

»Die verwobenen Geheimnisse und die leicht düstere Atmosphäre sorgen dafür, dass die Leser mehr wollen.«
Publishers Weekly


Product Details

ISBN-13: 9783955768829
Publisher: MIRA Taschenbuch
Publication date: 02/01/2019
Series: de-Vincent-Saga , #1
Sold by: Libreka GmbH
Format: eBook
Pages: 384
File size: 2 MB
Language: German

About the Author

About The Author
Ihre ersten Geschichten verfasste Jennifer L. Armentrout im Mathematikunterricht. Heute ist der bekennende Zombie-Fan eine internationale Bestsellerautorin und schreibt Fantasy- und Liebesromane für Jugendliche und Erwachsene – und denkt nicht mehr an die schlechten Mathenoten von damals.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

»Stimmt es, was über die Frauen gesagt wird, die hierherkommen?« Rot lackierte Fingernägel strichen über Lucian de Vincents Bauch und zogen sein Hemd vorne aus dem Hosenbund. »Dass sie ... wahnsinnig werden?«

Lucian zog eine Augenbraue hoch.

»Ich habe nämlich das Gefühl, ein bisschen wahnsinnig zu werden, etwas außer Kontrolle zu geraten. Ich will dich schon so lange.« Lippen in derselben Farbe wie die Fingernägel streiften durch das kürzere Haar um sein Ohr. »Aber du hast mich nie beachtet. Bis heute Abend.«

»Das stimmt nicht«, raunte er und griff nach der Flasche Old Rip. Er hatte sie mehr als einmal angesehen. Gewiss auch einige Male abgecheckt. Dieses blonde Haar, dieser Körper in dem tief ausgeschnittenen Kleid, nein, garantiert hatte er das, so wie die Hälfte der anderen Gäste im Red Stallion auch. Verdammt, wahrscheinlich hatten an die neunzig Prozent von ihnen, männlich wie weiblich, mehr als einmal in ihre Richtung geschaut, und das wusste sie.

»Doch du warst immer anderweitig beschäftigt«, fuhr sie fort, und er konnte förmlich vor sich sehen, wie sie einen Schmollmund machte.

Er goss sich von dem zwanzig Jahre alten Bourbon ein, während er sich zu erinnern versuchte, wen er sonst noch abgecheckt haben könnte. Da waren unzählige Optionen, nur hatte er nie genau genug hingeschaut, als dass er jemanden Bestimmtes hätte nennen können. Tatsache war, dass er nicht einmal richtig auf die Frau hinter sich achtete, auch jetzt nicht, als sie das, was sich wie wundervolle Brüste anfühlte, an seinen Rücken presste und mit einer Hand unter sein Hemd glitt. Sie gab diesen Laut von sich, ein kehliges Stöhnen, das keinerlei Wirkung auf ihn hatte. Gleichzeitig legte sie die flache Hand auf seine unteren Bauchmuskeln.

Es hatte eine Zeit gegeben, in der nur ein wissendes Lächeln und eine heiße Stimme vonnöten gewesen waren, damit er so hart wurde, dass er eine Wand hätte durchbohren können. Als er noch weniger brauchte, um sich für einen Moment in einer heißen Nummer zu verlieren.

Aber jetzt?

Eher nicht.

Ihre scharfen kleinen Zähne fingen sein Ohrläppchen ein und ihre Hand wanderte tiefer, bis ihre Finger seine Gürtelschnalle erreichten. »Aber weißt du was, Lucian?«

»Was?« Er hob das niedrige, schwere Glas an seine Lippen und stürzte die rauchige Flüssigkeit hinunter, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Der Bourbon floss durch seine Kehle und wärmte seinen Bauch, während er das Gemälde über der Bar betrachtete. Es war nicht das beste hier, doch etwas an den Flammen gefiel ihm, erinnerte ihn an dieses brennende Abgleiten in den Wahnsinn.

Sie öffnete seinen Gürtel. »Ich werde dafür sorgen, dass du nie wieder an eine andere denkst.«

»Wirst du ...?« Er verstummte, runzelte die Stirn und versuchte, sich zu erinnern.

Mist.

Er hatte ihren Namen vergessen.

O Mann, verdammt, wie hieß die Frau? Die violett-roten Flammen auf dem Bild verrieten es ihm nicht. Er holte tief Luft und erstickte fast an ihrem schweren Parfüm. Es war, als hätte er einen Erdbeerstrauch im Mund.

Sein Hosenknopf sprang auf und er hörte, wie das Ratschen des Reißverschlusses den ganzen Raum ausfüllte. Keine Sekunde später war ihre Hand unter dem Bund seiner Boxershorts, da, wo sein Schwanz ruhte.

Ihre Hand erstarrte nur sehr kurz. Sie schien den Atem anzuhalten. »Lucian?«, fragte sie und schlang ihre Finger um seinen halb erigierten Schaft.

Das offensichtliche Desinteresse seines Körpers ließ Lucian angewidert den Mund verziehen. Was, verflucht noch mal, stimmte denn mit ihm nicht? Er war hier mit einer wunderschönen Frau, die seinen Schwanz berührte, und war ungefähr so erregt wie ein Schuljunge in einem Raum voller Nonnen.

Er war ... verflucht, er war gelangweilt. Gelangweilt von ihr, von sich – von alldem hier. Eigentlich entsprach diese Frau seinem Beuteschema: Mit ihr könnte er ein bisschen Spaß haben und sie danach vergessen. Er war nie mehr als einmal mit einer Frau zusammen, weil es, fing man einmal damit an, sich öfter zu sehen, zu einer Gewohnheit wurde, mit der sich schwer brechen ließ. Einer von beiden entwickelte Gefühle, und das war nicht er, niemals er. Er hatte bestenfalls das Gefühl, dass er ... damit durch war.

Und dieses Gefühl, drüber hinweg zu sein, über alles, begleitete ihn schon seit ein paar Monaten, lag praktisch wie die Pest über seinem gottverdammten Leben. Die Rastlosigkeit hatte sich tief in ihn eingegraben, wucherte in ihm wie der beknackte Efeu, der die ganze Hausfassade einnahm.

Und er hatte sich schon lange, bevor alles auf den Kopf gestellt wurde, so gefühlt.

Die Frau ließ ihre andere Hand unter seinem Hemd nach oben wandern und griff unten fester zu. »Du lässt mich richtig arbeiten für diesen Schwanz, was?«

Fast hätte er gelacht.

Mist.

Bedachte man, wo er in Gedanken war, müsste sie sich enorm anstrengen. Er stellte sein Glas zurück auf die Bar, ließ den Kopf nach hinten sinken und schloss die Augen, zwang seinen Geist, Ruhe zu geben. Sie war zum Glück still, während sie ihn mit der Hand verwöhnte.

Mehr denn je brauchte er das hier jetzt, dieses gedankenlose Entspannen, und sie – Clare? Clara? Irgendwas mit C, da war er sich sicher. Jedenfalls wusste sie, was sie tat. Mit jeder Sekunde wurde er härter, doch sein Kopf ... tja, sein Kopf war nicht bei der Sache.

Seit wann musste er mit dem Kopf dabei sein?

Er stellte die Beine weiter auseinander, gab ihr etwas mehr Spielraum, während er blind nach der teuren Flasche Bourbon griff. Heute Nacht ging es darum, sich zu verlieren, das Gefühl zu haben, er würde tatsächlich leben. Was für jede andere Nacht auch galt, doch ganz besonders heute, denn morgen müsste er sich um einige Dinge kümmern.

Aber im Moment brauchte er nicht zu denken. Er brauchte auch nichts anderes zu fühlen als ihre Hand, dann ihren Mund und vielleicht die Art wie ...

Die leisen, kaum hörbaren Schritte im Stockwerk über ihnen zwangen ihn, die Augen zu öffnen. Er neigte den Kopf zur Seite, glaubte bereits, dass er sich das Geräusch eingebildet hatte, doch da war es wieder. Eindeutig Schritte.

Wie zum Teufel konnte das sein? Er fing ihr Handgelenk ein, um sie zu stoppen. Was ihr gar nicht gefiel. Sie bewegte die Hand, rieb ihn fester und härter. Er übte gerade genug Druck auf ihre Hand aus, dass sie innehalten musste.

»Lucian?« Sie klang verwirrt.

Er antwortete nicht, sondern lauschte angestrengt. Unmöglich konnte er gehört haben, was er zu hören meinte. Es konnte niemand in den Zimmern oben sein, niemand sonst war hier.

Nachts war kein Personal im Haus. Sie alle weigerten sich, im Herrenhaus der de Vincents zu bleiben, sobald der Mond aufgegangen war.

Nichts als Stille vernahm er, möglich also, dass er sich Dinge einbildete und dafür dem verfluchten Bourbon danken durfte.

Mann, vielleicht war er derjenige, der den Verstand verlor.

Er zog ihre Hand aus seiner Hose und drehte sich zu der Frau um. Sie war wirklich schön, dachte er, als er ihr Gesicht betrachtete. Allerdings hatte er schon vor langer Zeit erkannt, dass Schönheit ein zufälliges Geschenk war, gedankenlos verteilt. In den meisten Fällen war sie nur oberflächlich und oft nicht einmal echt, sondern mit ärztlicher Hilfe und viel Geschick erzeugt.

Er legte eine Hand in ihren Nacken und fragte sich, wie tief ihre Schönheit reichte und wo die Hässlichkeit begann. Mit dem Daumen fühlte er ihren Puls, gespannt darauf, wann er sich beschleunigen würde.

Sie öffnete den Mund leicht und senkte die Lider über ihre Augen in der Farbe der Iris, die gerade überall in Louisiana blühte. Er wollte wetten, dass bei ihr zu Hause eine oder zwei Kronen lagerten, zusammen mit den passenden Schärpen, die sie als eine der vielen Schönheiten der Südstaaten auswiesen.

Langsam senkte Lucian den Kopf, da klingelte sein Handy auf der Bar. Sofort ließ er die Frau los und wandte sich um. Sie stieß ein enttäuschtes Murmeln aus. Er ging zu seinem Handy und war verwundert, als er den Namen seines Bruders auf dem Display sah. Es war spät, und außerdem lag der goldene Junge doch schon irgendwo in diesem Haus in seinem Bett. Dev wäre zu dieser Uhrzeit nicht mal mit seiner Verlobten zusammen und würde die Nacht durchvögeln, wie Lucian es sich bei normalen, glücklichen Paaren vorstellte.

Andererseits konnte er sich auch schwerlich vorstellen, dass die makellose Sabrina irgendwen vögelte.

Über die Männer und Frauen der de Vincents wurde so manches geredet. Ein Gerücht jedoch schien absolut falsch: Ihre Urgroßmutter hatte einst behauptet, wenn sich ein de Vincent verliebte, dann tat er es schnell und intensiv, ohne Verstand und ohne zu zögern.

Das war totaler Blödsinn.

Der Einzige von ihnen allen, der sich jemals verliebt hatte, war ihr Bruder Gabe gewesen, und was war dabei herausgekommen? Ein verdammtes Chaos.

»Was?«, fragte Lucian, als er das Gespräch annahm und erneut nach der Flasche griff.

»Du musst sofort nach unten in Vaters Arbeitszimmer kommen«, befahl Dev.

Lucian zog die Augenbrauen hoch, doch sein Bruder hatte schon wieder aufgelegt. Das war eine interessante Anweisung. Er steckte das Handy in seine Tasche, machte seinen Reißverschluss zu, zog den Gürtel aus den Schlaufen und warf ihn auf die nahe stehende Couch. »Bleib hier«, sagte er.

»Was? Du gehst weg?«, fragte sie, wobei es klang, als wäre sie noch nie von einem Mann stehengelassen worden, nachdem sie erst mal ihre Hand an seinem Schwanz hatte.

Er grinste sie an und öffnete die Tür, die zur Veranda im ersten Stock führte. »Ja, und du wirst hier auf mich warten.«

Ihr stand der Mund offen, aber während er hinaus in die kühle Nachtluft trat, wusste er, sie konnte so genervt sein, wie sie wollte, sie würde dennoch dableiben und auf ihn warten.

Er überquerte die Veranda und stieg die daran angeschlossene Treppe hinunter, die die direkt zur hinteren Diele führte. Das Mausoleum von einem Haus war nur schwach beleuchtet und still. Der Fliesenboden unter seinen nackten Füßen wich glattem Parkett.

Es dauerte ein paar Minuten, zum Arbeitszimmer im rechten Flügel zu gelangen, weit entfernt von den neugierigen Blicken derjenigen, die das Heim der de Vincents besuchten. Der Flügel verfügte sogar über eine eigene Zufahrt und Eingangstür.

Lawrence, sein Vater, nahm Privatsphäre extrem ernst.

Lucians Schritte wurden langsamer, als er sich den geschlossenen Türen näherte. Zwar hatte er keinen Schimmer, was ihn in dem Arbeitszimmer erwartete, doch da sein Bruder ihn um diese nächtliche Stunde kaum wegen nichts rufen würde, machte er sich auf alles gefasst.

Die schweren Eichentüren schwangen lautlos auf, und Lucian blieb direkt im Eingang des hell erleuchteten Raumes abrupt stehen. »Ach du Scheiße.«

Zwei Beine schwangen leicht hin und her, und die Brooks-BrotherSlipper aus Alligatorenleder hingen mehre Zentimeter über dem Boden. Darunter befand sich eine kleine Pfütze. Der grässliche Gestank verriet Lucian, um was es sich handelte.

»Deshalb habe ich dich gerufen«, sagte Dev matt irgendwo im Zimmer.

Lucian betrachtete die dunkle Hose, deren Beine an der Innenseite nass waren. Darüber ein türkisblaues Hemd, halb aus dem Bund gezogen. Hände und Arme hingen schlaff herunter, die Schultern waren eingesunken, und der Hals befand sich in einem merkwürdigen Winkel.

Wahrscheinlich lag es an dem Gürtel, der um ihn geschlungen war. Jener war oben am Deckenventilator befestigt, der vor gut einem Monat aus Indien importiert und hier eingebaut worden war. Mit jeder Bewegung des baumelnden Körpers hörte sich die Deckenbefestigung wie eine alte, tickende Standuhr an.

»Mein Gott«, stieß Lucian knurrend aus, ließ die Hände sinken und blickte sich rasch im Zimmer um. Die Urinlache breitete sich in Richtung des beige-goldenen Perserteppichs aus.

Würde seine Mutter noch leben, hätte sie entsetzt ihre Perlenkette umklammert.

Bei dem Gedanken trat ein verbittertes Grinsen auf seine Züge. Bei Gott, er vermisste seine Mutter an jedem einzelnen verdammten Tag, seit sie ihn – sie alle – in jener stürmischen, drückend schwülen Nacht verlassen hatte. Seine Mom hatte es gemocht, wenn Dinge schön, alters- und makellos waren. Auf eine traurige Art passte es, dass sie diese Erde genauso verließ.

Diese Gedanken setzten ihm mehr zu als der Tote in diesem Raum, weshalb er nach rechts schritt und sich in einen der Ledersessel fallen ließ. In ebendiesem Sessel hatte er als Kind gehockt und stumm einer der vielen, vielen Ausführungen gelauscht, weshalb er eine solch grandiose Enttäuschung war. Nun saß er mit gespreizten Beinen da. Er brauchte keinen Spiegel, um zu wissen, dass sein blondes Haar, anders als das dunkle seines Bruders, aussah, als wären ein Dutzend Hände hindurchgefahren. Er brauchte auch nicht tief einzuatmen, um den extrem blumigen Parfümduft wahrzunehmen, der in seiner Kleidung hing.

Hätte Lawrence ihn so gesehen, er hätte angewidert die Oberlippe gekräuselt. Doch nie wieder würde Lawrence ihn so anschauen, denn er baumelte am Deckenventilator wie an einem Schlachterhaken.

»Hat jemand die Polizei gerufen?«, fragte Lucian, wobei er mit seinen langen Fingern auf der Armlehne trommelte.

»Das will ich doch hoffen«, antwortete Gabriel. Er lehnte sich an die polierte Kirschholzanrichte. Kristallgläser stießen klirrend gegeneinander, aber die Karaffen, gefüllt mit Brandy und feinem Whiskey, bewegten sich kaum.

Gabe, der als der normalere Bruder der de-Vincent-Horde galt, schien noch halb zu schlafen. Er trug lediglich eine Jogginghose und rieb sich das Kinn, während er die Beine beäugte. Sein Gesicht war blass und eingefallen.

Doch wer Gabriel für normal hielt, kannte ihn nicht wirklich.

»Ich habe Troy angerufen«, erklärte Dev grimmig von der anderen Seite des Arbeitszimmers. Er entsprach ganz dem Bild des ältesten Sohnes – der nun offenbar über die gesamte Dynastie herrschte: das dunkle Haar sorgfältig gekämmt, glatt rasiert und keine einzige verfluchte Falte in der Baumwollhose, in der er geschlafen hatte. Wahrscheinlich hatte er sie sogar gebügelt, ehe er herkam.

»Ich habe ihm erzählt, was passiert ist«, fuhr Dev fort. »Er ist unterwegs.«

Lucian sah hinüber zu Dev. »Hast du ihn gefunden?«

»Ich konnte nicht schlafen, deshalb bin ich aufgestanden und nach unten gegangen. Ich bemerkte, dass Licht brannte, und da habe ich ihn gefunden.« Dev verschränkte die Arme vor der Brust. »Wann bist du nach Hause gekommen, Lucian?«

»Was spielt das denn für eine Rolle?«

»Beantworte einfach die Frage.«

Lucian grinste träge, denn er begriff, worauf sein Bruder hinauswollte. »Denkst du, ich habe irgendwas mit dem gegenwärtigen Zustand des lieben alten Dad zu tun?«

Devlin schwieg. Er wartete. Was typisch für ihn war. Still und kalt wie ein frisch ausgehobenes Grab. Er hatte nichts mit Lucian gemein. Nichts. Es war Gabe, der Lucian beobachtete, als erriete er die Wahrheit, als wisse er es besser.

Lucian verdrehte die Augen. »Ich habe nicht mal gewusst, dass er wach und hier unten war, als ich nach Hause gekommen bin. Ich habe meinen eigenen Eingang benutzt und bin fröhlich mit anderem beschäftigt gewesen, bis du mich angerufen hast.«

»Ich werfe dir ja nichts vor«, erwiderte Dev in demselben Tonfall, mit dem er in ihrer Kindheit schon hunderte Male am Tag mit ihnen gesprochen hatte. »Klingt aber verdächtig danach.« Wie verkorkst war das denn? Ihr Vater baumelte an seinem Sechshundert-Dollar-Gürtel am Deckenventilator, und Dev fragte Lucian, wo er gewesen war? Seine trommelnden Finger auf der Armlehne stoppten und er bemerkte den roten Schmierstreifen an seinem Zeigefinger. Er ballte die Hand. »Und wo wart ihr zwei?«

Dev zog die Brauen hoch.

Gabe wandte das Gesicht ab.

Kopfschüttelnd lachte Lucian leise. »Hört mal, ich bin kein Forensiker, aber es sieht aus, als hätte er sich selbst erhängt.«

»Es ist ein unbeabsichtigter Tod«, behauptete Gabe, und Lucian fragte sich, aus welcher Krimiserie er diesen Ausdruck hatte. »Sie werden es dennoch untersuchen. Vor allem, weil er anscheinend keinen ... keinen Abschiedsbrief hinterlassen hat.« Er wies mit dem Kinn zum leeren Schreibtisch. »Allerdings hat bisher auch noch keiner von uns richtig gesucht. Mist. Ich fasse das nicht ...«

Lucian blickte wieder zur Leiche seines Vaters. Er konnte es genauso wenig fassen. »Du hast Troy angerufen?« Er sah Dev an. »Der wird wahrscheinlich eine verdammte Party schmeißen. Zum Teufel, wir sollten feiern.«

»Besitzt du überhaupt keinen Anstand?«, entgegnete Dev.

»Stellst du mir ernsthaft diese Frage? Wir reden hier über unseren Vater!«

Devs Züge verhärteten sich leicht – eine kaum merkliche Gefühlsreaktion. »Hast du eine Ahnung, was die Leute hierzu sagen werden?«

»Vermittelt dir mein Gesichtsausdruck den Eindruck, dass es mich interessiert, was andere denken?«, erwiderte Lucian ruhig. »Oder dass es mich jemals interessiert hat?«

(Continues…)


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